Intelligente Mobilität stellt spezifische Anforderungen an die Entwicklung und Umsetzung entsprechender Forschungs- und Pilotprojekte. Diese Anforderungen müssen in öffentliche Förderprojekte integriert werden, um gewonnene Erkenntnisse bestmöglich verwerten zu können und intelligente Lösungen schneller in die Umsetzung zu bringen.
Die zahlreichen bereits realisierten Testfelder und Pilotvorhaben stärken die gesellschaftliche Akzeptanz Intelligenter Mobilität und zeigen weitere Entwicklungsbedarfe auf. Sie veranschaulichen auch die Relevanz der Pilotierung insbesondere im Echtbetrieb sowie an Schnittstellen zwischen Verkehrsträgern für die Überführung intelligenter Mobilitätsinnovationen in die Praxis. Solche „Living Labs“ – öffentliche Räume für die Erprobung unter realitätsnahen Bedingungen – können dann ihre volle Wirkkraft entfalten, wenn in ihnen verschiedene Akteure zusammen arbeiten, wie z. B. Mobilitäts- und Digitalbranche gemeinsam mit Hochschulen, Forschungseinrichtungen und der Verwaltung. Dazu ist eine konsequente Koordinierung aller Kräfte und des politischen Willens auf kommunaler, Landes- und Bundesebene notwendig.
Das BMVI und verantwortliche Stellen auf Länder- und Kommunalebene sollten die Einrichtung von Modellregionen und Testfeldern im Echtbetrieb im Sinne von „Living Labs“ für alle Verkehrsträger verstärkt unterstützen. Aufbauend auf dem unter 6.2 vorgeschlagenen Pilot- und Technologie-Monitoring sollten bereits laufende Pilotvorhaben auf nationaler und internationaler Ebene hinsichtlich der Anforderungen an Testumgebungen ausgewertet werden. Die Interaktion von automatisierten bis autonomen Komponenten mit nicht-automatisierten Komponenten sollte dabei ebenso im Fokus stehen wie die Vernetzung von Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsmitteln, der Einsatz inter-/multimodaler Lösungen in komplexen urbanen Systemen und an Verkehrsträgerschnittstellen. Diese Anforderungen sollten durch das BMVI im Dialog mit den Bedarfsträgern gebündelt werden. Die Unterstützung der Bildung von interdisziplinären Projektkonsortien bestehend aus Forschungseinrichtungen und Industriepartnern sowie die Ausschreibung weiterer Modellregionen und Testfelder durch Bund und Länder sind in diesem Kontext zielführende Aktivitäten. Die Suche nach geeigneten Testräumen sollte insbesondere seitens der Länder im Dialog mit der Kommunalebene vorangetrieben werden. Die „Living Labs“ sind offen zu gestalten, um die Intelligente Mobilität erlebbar zu machen (s. auch Maßnahme 7.1).
Die Förderung eines verkehrsträgerübergreifenden Gesamtansatzes sowie intelligenter Mobilitätslösungen stellt spezifische Anforderungen an (öffentliche) Förderstrukturen. Für die Entwicklung inter-/multimodaler Verkehrsangebote sind insbesondere interdisziplinäre und kooperative Ansätze erforderlich. Angesichts der hohen Innovationsgeschwindigkeit ist der projektübergreifende Transfer bereits gesicherter Ergebnisse wichtig für einen effizienten Förder- und Investitionsmitteleinsatz. Hier bildet das durch das BMVI herausgegebene Forschungs-Informations-System für Mobilität und Verkehr (FIS) bereits eine gute Grundlage. In Zukunft müssen die Umsetzungsgeschwindigkeit von der Entwicklung bis zur Markteinführung erhöht bzw. Umsetzungslücken geschlossen werden.
Es wird empfohlen, in den Förderstrukturen für Intelligente Mobilität interdisziplinäre und kooperative Projekt- und Konsortialansätze zu fokussieren und den projektübergreifenden Austausch von Ergebnissen und Erfahrungen in jedem Förderprogramm fest zu verankern. Ein konkretes Strukturmerkmal kann bspw. die evolutionäre Förderung sein: Hier steht die stufenweise Weiterentwicklung von Fördervorhaben im Mittelpunkt. Auf Basis von Quality Gates werden Projekte gezielt auf die Markteinführung vorbereitet. Gleichzeitig haben die Einzelprojekte kürzere Laufzeiten. Fehlentwicklungen experimenteller Ansätze sind zwar möglich, werden so jedoch schnell aufgefangen („Fail-Fast-Ansatz“). Weitere Strukturmerkmale können die Weiterentwicklung ausgewählter laufender Förderprojekte als Show Cases und eine stärkere Vernetzung der beteiligten Akteure sein. Eine vergleichbare Förderlogik wird bereits im mFUND des BMVI praktiziert. Öffentliche Fördergeber sollten dafür verstärkt selbst in den Austausch treten, um Best Practice der Förderung Intelligenter Mobilität aus nationalen und internationalen Erfahrungen zu identifizieren. Das BMVI kann diesen Austausch in enger Abstimmung mit anderen Ressorts initiieren und unterstützen, bspw. durch den Aufbau eines Pilot- und Technologie-Monitorings und einer Austauschplattform für Fördergeber im Bereich Intelligente Mobilität (s. auch Maßnahme 1.1). Darauf aufbauend kann eine „Landkarte Intelligente Mobilität“ verfügbar gemacht werden – gutes Beispiel ist hier die 5G-Deutschlandkarte. Diese Landkarte kann einen Überblick über laufende Forschungsprojekte, Pilotvorhaben, Ansprechpartner und deren Ergebnisse bieten. Zudem ist die Ausrichtung von Fördernehmerkonferenzen, die den themenbezogenen Austausch ermöglichen und anregen, seitens des BMVI in Zusammenarbeit mit anderen öffentlichen Fördergebern sinnvoll.